Presseartikel vom 5.8.2004
Aussendung 2004
Aussendung 2003
Aussendung 2002
Petition an die Gesundheitspolitik
Niedergelassene Onkologen



Pressekonferenz Café Landtmann
Am 19.04. 2002 fand im Wiener Café Landtmann eine von der ÖGEAK organisierte Pressekonferenz statt. Gemeinsam mit Frau Maria Pflaum von der "Frauenselbsthilfe nach Krebs", Dr. Christian Euler (Präsident des Hausärzteverbandes) und einem niedergelassenen Onkologen aus der BRD (Dr. Michael Schäfers) wurden wesentliche Ergebnisse unserer Patientenbefragung präsentiert und daraus verschiedene Forderungen an die Gesundheitspolitik abgeleitet, welche schließlich in einer gemeinsamen von Onkologen, Hausärzten und PatientInnen unterzeichneten Petition an das Staatssekretariat für Gesundheit sowie den Hauptverband zusammengefasst wurden.

Nachfolgend der Wortlaut der Petition:
Österreichs Krebspatienten wünschen mehr Behandlungsmöglichkeiten in Wohnortnähe und eine persönliche Betreuung durch die behandelnden Ärzte. Sowohl der Hausarzt als auch der behandelnde Krebsspezialist sollten genügend Zeit für die Anliegen ihrer PatientInnen aufbringen können und stets vor Ort verfügbar sein.
Dies ergab eine bundesweite Befragung unter 258 KrebspatientInnen.

Unter anderem fordern sie, dass Krebsspezialisten auch in Ordinationen auf Krankenschein zur Verfügung stehen sollten.
Die meisten Betroffenen würden, falls medizinisch vertretbar, eine Behandlung in der Ordination bzw. zu Hause gegenüber einer Therapie im Krankenhaus bevorzugen.

In Österreich gibt es jedoch im Gegensatz zu unseren Nachbarländern BRD und Schweiz keine Gelegenheit dazu, da adäquate Kassenverträge für Onkologen (Krebsspezialisten) fehlen und die Krankenkassen die sehr aufwändige Betreuung Krebskranker weder den Hausärzten noch den Onkologen adäquat abgelten.

Die Behandlungen finden daher zur Zeit fast ausschließlich in Krankenhäusern statt.
Damit alleine kann jedoch keine flächendeckende Versorgung gewährleistet werden.

Der Onkologe vor Ort fehlt meist, vor allem außerhalb der Großstädte.
Oft kommt es auch zu einer sehr hohen finanziellen Belastung für die Betroffenen bzw. deren Familien, vor allem bei der Betreuung zu Hause.

Das Pflegegeld kann nur einen Teil der anfallenden Kosten abdecken, stehen ihm doch beträchtliche Belastung allein durch Rezeptgebühren und andere Selbstbehalte gegenüber.
Rezeptgebühren von über 70 Euro monatlich (!) pro Patient sind keineswegs eine Seltenheit.

Dies führt dazu, dass viele Betroffene, obwohl es medizinisch durchaus möglich und von Patientenseite auch erwünscht wäre, nicht zu Hause betreut werden.

  • Zur Verbesserung dieser Situation fordern wir daher:
  • Bundesweite Schaffung von Kassenplanstellen für onkologische Schwerpunktpraxen
  • Eine adäquate Honorierung der Ärzte (Allgemeinmediziner und Fachärzte) für die aufwändige Betreuung krebskranker Personen.
  • Definition einer zumutbaren Obergrenze für Rezeptgebühren und andere Selbstbehalte
  • Streichung aller kassenvertragsimmanenten Limite für onkologische Fälle.
  • Ausbau der Hauskrankenpflege und Übernahme deren Kosten zur Gänze durch die Sozialversicherung.
Dr. Wolfgang Halbritter Gerhilt Zlabinger Dr. Christian Euler
(Präsident der ÖGEAK) (Frauenselbsthilfe n. Krebs) (Präsident des Hausärztverbandes)
Die Patientenbefragung, auf welche sich die Petition bezieht, wurde bei der diesjährigen Frühjahrstagung der ÖGHO im Rahmen der Postersitzung präsentiert. Nachfolgend der entsprechende Abstract:

Patientenbedürfnisse zur onkologischen Therapie
Ergebnisse einer österreichweiten Erhebung
W. Halbritter (1), C. Leitgeb (2), C. Ludescher (3)
Onkologische Schwerpunktpraxen Bad Vöslau (1), Mödling (2), Innsbruck (3)

Grundlagen:
Während in mehreren Ländern, wie etwa der Schweiz und der BRD, heute bereits 40-50% der KrebspatientInnen vorwiegend im niedergelassenen Bereich behandelt werden, findet die medizinische Betreuung der Betroffenen in Österreich fast ausschließlich im klinischen Bereich statt.

Die Versorgung erfolgt vorwiegend durch onkologische Zentren in Schwerpunktkrankenhäusern, welche oft auch die Betreuung der peripheren Spitäler durch onkologische Konsiliardienste übernehmen. Therapieangebote im niedergelassenen Bereich finden sich nur ganz vereinzelt.
Hauptziel dieser Erhebung war es, die Akzeptanz bzw. den Wunsch der Patienten nach einer ambulanten Behandlung in onkologischen Schwerpunktpraxen zu evaluieren. Weiters sollten Informationen darüber erhalten werden, was Patienten in Bezug auf ihre Behandlung für besonders wichtig erachten.

Methodik:
Zielgruppe waren PatientInnen, welche in den vergangenen 5 Jahren wegen einer Krebserkrankung behandelt wurden. Im Zeitraum September 2000 bis Februar 2001 wurden 1250 Fragebögen über Selbsthilfegruppen und niedergelassene Ärzte an die Patienten verteilt. Es wurden 258 Bögen retourniert, das entspricht einer Rücklaufquote von 20,6%.
Von den Beantwortern sind 82% weiblich und 18% männlich. Die überwiegende Mehrheit (65 %) ist zwischen 51 und 70 Jahren. 56,6% der Betroffenen wurden innerhalb der letzten 6 Monate behandelt. 71% der Befragten haben Brustkrebs. Die zweit größte Gruppe sind Patienten mit Prostatakarzinom (11%). Bei der überwiegenden Mehrheit waren keine Metastasen vorliegend (59%).
Behandlungsart: 65% wurden operiert, 24% erhielten eine Chemotherapie, 21% erhielten eine Chemo- und eine Strahlentherapie, 20% nur eine Strahlentherapie und
19% weder Strahlen- noch Chemotherapie.
Die Chemotherapie wurde zu 96% im Krankenhaus verabreicht.

Ergebnisse:
Folgende Faktoren wurden von den Patienten in Bezug auf die Behandlung als "sehr wichtig" bezeichnet: Persönliche Betreuung durch einen Krebsspezialisten (66,7%), persönliche Betreuung durch den Hausarzt (42,2%), wohnortnahe Betreuung (40,7%), geringer Einschnitt in den persönlichen Freiraum (38,0%), kompetente psychologische Betreuung (34,9%), komplementäre bzw. alternative Therapien (27,9%) Möglichkeit zur Teilnahme an klinischen Studien (12,4%)
Auf die Frage, ob Onkologen auch im niedergelassenen Bereich auf Krankenschein zu Verfügung stehen sollen. antworteten 69% der Befragten mit "ja, unbedingt", weitere 16% mit "ja, vielleicht". Nur 1,9 % wünschen eine solche Möglichkeit "eher nicht".

In Bezug auf Lebensqualität die angenehmste Betreuungsform wäre für die meisten Befragten (mit 50,8%) die onkologische Schwerpunktpraxis, 37% würden sich für das Spital entscheiden (davon 19% stationär und 18% ambulant). Keine Angabe zu dieser Frage machten 12% der Befragten.
Schlussfolgerung:
Die Befragung dokumentiert den ausgeprägten Wunsch der Krebspatienten nach einer persönlichen Betreuung durch Onkologen vor Ort und nach wohnortnahen Therapieangeboten.
Die Ergebnisse deuten weiters darauf hin, daß onkologische Schwerpunktpraxen auch in Österreich mit einer hohen Akzeptanz durch die betroffenen Patienten rechnen könnten.

Strukturplan für die onkologische Versorgung
Im vorigen Jahr wurde vom Österreichischen Bundesinstitut für Gesundheitswesen (ÖBIG) im Zusammenarbeit mit einem Expertengremium der ÖGHO (Österreichische Gesellschaft für Hämatologie und Onkologie) ein Strukturplan für die bundesweite Versorgung hämatologischer und onkologischer PatientInnen, welcher die Qualität und den weiteren Ausbau der Versorgungsstrukturen definiert, erstellt.

In diesem Konzept sind vier Versorgungsebenen, nämlich onkologische Zentren, onkologische Schwerpunktabteilungen, onkologische Fachabteilungen sowie die Etablierung von niedergelassenen OnkologInnen vorgesehen.
Obwohl man darüber diskutieren kann, ob man im klinischen Bereich wirklich ein dreistufiges Modell braucht (beispielsweise in der BRD sind intramural nur 2 Stufen -onkologische Zentren bzw. Schwerpunkte- definiert), so ist es dennoch als Erfolg zu werten, dass die Einbeziehung des extramural tätigen onkologischen Facharztes nun auch von der ÖGHO offiziell vertreten wird und in deren Jahresbericht 2001 sowie dem "ÖGHO- Newsletter" festgeschrieben wurde.
Laut mündlicher Mitteilung von ÖGHO- Präsident Prof. Ludwig wurde in einem Schreiben an die österreichische Ärztekammer zur Umsetzung des Strukturkonzeptes unter anderem auch die Schaffung von 20-25 zusätzlichen Kassenplanstellen für Hämato-Onkologen gefordert.
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